
Etappe zum Ausruhen?
Eher gemütlich, relativ kurz, bequeme Wege, blumenreiche Wiesen, das alles verspricht der Wanderführer zu dieser Etappe. Wer will, kann ein paar Umwege über Gipfel machen, was auf mich nicht zutrifft, zumal es dazu über schwarz gekennzeichnete Wege geht.
Die Morgensonne erhellte die Gipfel und versprach einen schönen Tag.

Nach dem Frühstück ging es auch erst einmal auf sonnigem Pfad los.



Nach und nach wurde der Weg schwieriger zu laufen. An manchen Stellen erschien es besser, sich mit den Händen an den Felsen abzustützen.

Kurz danach sah im am Wegesrand eine kleine Pflanze, die mich an die überall verkauften Fliegenfallen erinnerte. Im Bild sitzen an den meisten Fanghaaren noch feine Tautropfen. Aber kann es sein, dass man diese Pflanze auf 2400m findet? Wikipedia verortet die Venusfliegenfalle in einem sehr begrenzten Gebiet in den USA. Oder kann es sein, dass es sich hier um einen kultivierten und wieder freigesetzten Abkömmling handelt?
Zwischen 9:30h und 9:45h zogen Wolken und Nebel auf, d.h. dass die Weitsicht ziemlich eingeschränkt wurde. Ich begegnete einer Dreigruppe, die mir sagte, dass hier eine tolle Aussicht sei, wenn kein Nebel herrscht. Schade!

Der Karnische Höhenweg ist ja entlang der Wege des 1. Weltkriegs eingerichtet worden. Hier am Hochgräntensee wird noch ein Soldatenfriedhof gepflegt. Ich denke beim Vorbeigehen an die Sinnlosigkeit von Kriegen und die Kriege, die zurzeit stattfinden.

Wanderer, die in entgegengesetzter Richtung unterwegs sind, hatten auf der Sillianer Hütte von dieser Stelle als kleine Herausforderung berichtet. In unserer Richtung war dies der Beginn der vorerst schwierigsten Passage. Auf die Schiene folgt kurz danach ein Stück, das man besser ohne Stöcke, dafür mit einer Hand am Felsen hinter sich lässt.

Zwischendurch klarte es gelegentlich auf und man hatte zumindest einen schönen Weitblick ins Tal.

Ich war nach 4h an der Stelle, an der ich erstmals die Hütte sehen konnte (im Bild dort hinten, wo die Person am Abgrund steht). Ursprünglich hatte ich geplant, noch einen Umweg zum Obstanser Sattel zu machen, da man dort noch einmal eine tolle Aussicht auf die italienische Seite haben soll. Aber wegen der eingeschränkten Sicht lohnte sich dieser Umweg nicht, deshalb nahm ich einfach den direkten Abstieg zur Hütte.
Der Wanderführer kalkuliert für die Etappe 4:15h, ich habe 5h benötigt. Dass die Obstanserseehütte vom Standard her nicht mit der Sillianerhütte mithalten kann, ist verständlich, da diese frisch renoviert ist. Insgesamt war es aber völlig in Ordnung.
Die Wanderer, die auch noch die Gipfel mitgenommen haben, fanden ihre Strecke sowieso anspruchsvoll, aber auch die, die wie ich auf den rot gekennzeichneten Wegen geblieben waren, fanden diese Etappe schwieriger als gedacht. Es liegt weniger an den Höhenunterschieden, als an der Beschaffenheit der Wege.