Anreise

Selfie beim Start
Mit diesem Selfie ging es los.

Die Saalfeldener haben morgens vor 7 h schon ganz schön viel Krach gemacht, so dass der Wecker überflüssig wurde. Um 8:15 h wollte ich den Bus erreichen. Dadurch musste ich für meine Verhältnisse sehr früh frühstücken. Das ist leider nicht besonders angenehm. Aber es scheint in den Bergen häufig besser zu sein, vom gewohnten Biorhythmus abzuweichen.

In Saalfelden Oster­thor angekommen merkte ich, wie mich die Anspannung der Reise verließ und ich mich auf die bevorstehende Wanderung freuen konnte. Es herrschte schon am frühen Morgen ein freundlicher Sonnenschein. Bevor ich es geschafft hatte, für Sonnen- und und Insektenschutz zu sorgen, hatte ich bereits den ersten Stich abbekommen. Echte Natur!

Auf Wirtschaftswegen

plätschernder Bach am Wegesrand
plätschernder Bach am Wegesrand

Durch das Dorf und anschließend über Schotterwege ging es zunächst in 30 min nach Hinterreit (900 m). Der Lift hier ist im Sommer außer Betrieb, alle Sitze waren abmontiert.

Weiter am Wirtschaftsweg entlang weitete sich von Minute zu Minute die Aussicht. Die Luftfeuchtigkeit bewirkte eine etwas diesige Fernsicht. Ursache dafür sind möglicherweise die frühe Uhrzeit oder die Niederschläge der vergangenen Wochen.

Rückblick Saalfelden
Blick zurück auf Saalfelden
Blick auf Maria Alm
Blick hinunter auf Maria Alm
im Wald
Weg durch den Wald

40 min nach Hinterreit beginnt auf 1100 m der Wald. Bisher ging es ungeschützt durch die pralle Sonne, der Schatten machte es deutlich angenehmer. Für Saalfelden waren 26° C angesagt.

Ich stellte fest, dass ich mit den Stöcken zu schnell laufe und packte sie wieder weg. Die Unterstützung der Arme bringt mich zwar zügiger voran, fordert aber zu viel Leistung von meinem Kreislauf.

Interessante Variante

Screenshot
Screenshot Organic Maps

Die GPX-Daten zum Wanderführer weichen etwas von den Wegen ab. Ich vermute, dass sie im Verlag am Computer erstellt wurden.

Die Laufrichtung ist von rechts oben nach links unten. Interessant ist im Ausschnitt, dass der Weg 446 rechts abbiegt und den oberen Weg zum Hofer Plattl nimmt.

wie Hohes Venn
Erinnerung ans Hohe Venn

Ich bin froh, den unteren Weg genommen zu haben, der sich aus den GPX-Daten ergibt. Im Buch gibt es dazu keine Erwähnung. Es geht über kleinere Pfade und man taucht in ein dichteres Waldstück ein. Dann läuft man über einen mit Brettern etwas gangbar gemachten sumpfigen Abschnitt, durch den ein Bach fließt. Weiter geht es über einen kleinen Steg. Ein kleiner Fußweg, das Rauschen des Bachs, sehr schön! Es wirkt so, als befinde sich die Quelle direkt oberhalb. Ich fühlte mich auch durch die Geräusche ein wenig an das Hohe Venn erinnert.

Über Stock und Stein

Weg über Wurzeln
Weg über Wurzeln

Ca. 200 m hinter Hofer Plattl kreuzt ein Fahrweg. Man sieht zwar das gelbe Schild Schwalbenwand, aber ich bin zunächst rechts gelaufen. Da ist etwas links noch ein Aufstieg in einen kleinen Pfad. Und den muss man nehmen.

Es ist schon empfehlenswert, diesen Weg bei schönem Wetter zu machen. Ich weiß nicht, wie das ist, wenn einem hier zwischen den ganzen Baumwurzeln das Regenwasser entgegen kommt.

Hinter der nächsten Kreuzung mit dem Fahrweg ist der Einstieg in den Steig ein kleines bisschen rechts. Ab dann ist der Weg offensichtlich.

Talblick mit Ferienhaus
Talblick mit Ferienhaus

Am Ende des Waldes wird man mit weiten Blicken belohnt. Der Weg führt vorbei an zwei Gebäuden, die als Ferienhaus genutzt werden. Tief unten das Tal.

Baumgerippe liegend
Reste eines Baums

Ca. 3,5 h nach dem Start kam ich hier vorbei und legte im Schatten eine kleine Rast ein.

Ein Stück weiter begeisterten mich die Grüntöne und Schattierungen der Landschaft.

Grüntöne
Grüntöne
Schattierungen
Schattierungen

Die letzten Meter zum Gipfel

antike Ruinenstadt?
antike Ruinenstadt?

Ab ca. 1800 Höhenmetern wurde es echt beschwerlich im Anstieg. Ich habe die Stöcke wieder herausgeholt, sonst wäre es nicht möglich gewesen.

In der App schien die Schwalbenwand jetzt ganz nah, aber es ging immer noch ein kleines Stück weiter bergauf. Der Weg passierte eine Steinformation, die so aussah, wie Ausgrabungen einer antiken Ruinenstadt.

Talblick Saalfelden
Talblick Saalfelden

Danach hatte man eine großartige Aussicht über das Tal, in dem Saalfelden und südlich davon Zell am See liegt.

Als das Gipfelkreuz auftauchte, war klar: bald ist es geschafft. Oben angekommen wurde erst das Beweisfoto gemacht, dann eine kleine Rast.

Wanderpfad
immer geradeaus!
Selfie Schwalbenwand
Selfie Schwalbenwand

Von Hinterreit bis zur Schwalbenwand hatte ich genau 4,5 h benötigt. 1 h mehr, als unten auf dem Schild gestanden hatte. Der Wanderführer gibt 3:50 h an und die App ermittelt 3:05 h. Ganz schön sportlich.

Gratwanderung

Hinter der Schwalbenwand geht es ein Stück bergab und dann ca. 5 km immer etwas bergauf und bergab weiter, aber relativ eben. Auf diese Passage hatte ich mich im Vorfeld sehr gefreut, da ich mir eine leicht zu gehende Strecke mit schöner Aussicht versprach. Hinten erkannte ich schon mein Ziel, das Statzer-Haus. Kurz davor geht es noch einmal etwas hinauf.

Ziel vor Augen
Das Ziel am Horizont
Weg entlang Grat
am Grat entlang

Bis zum gut 1 km entfernten Schönwieskopf habe ich ca. 1 h benötigt. Mein Kreislauf war echt platt. In der Ebene oder bergab war es kein Problem, aber jeder Schritt bergauf war ein Kraftakt. Am Proviant hat es nicht gelegen. Es war einfach zu heiß! Nirgendwo Schatten! Welcher Idiot läuft denn auch durch die pralle Mittagshitze, ging es mir durch den Kopf. Ich glaube, ich war kurz vor einem Sonnenstich.

Ich beschloss, mich auf die Wiese zu legen und abzuwarten, bis es sich etwas abkühlen würde, um dann einen neuen Anlauf zu nehmen. Claudia und Martin, die bisher nach mir liefen, ließen mir noch 0,5 l Wasser da und versprachen, hin und wieder nach mir Ausschau zu halten.

der See bei Zell
der See bei Zell

Im Vorfeld der Reise hatte ich mich über die Netzabdeckung des Mobilfunks in Österreich erkundigt und damit gerechnet, mindestens 6 Tage im off zu verbringen. Aber wie überall gibt es Ausnahmen von der Regel: wenn man sich z.B. in einem Taleinschnitt oberhalb eines Ortes befindet, besteht eine gute Chance in dessen Netz zu kommen. So war es auch am Schönwieskopf. Ich konnte also im Statzer-Haus (Festnetz) anrufen und Bescheid geben, dass ich erst später komme.

Ist dir in dem Bild „Grüntöne“ der Ameisenhaufen aufgefallen? Ich bin an etlichen vorbei gekommen. Und ein sonniger warmer 13. August ist ein idealer Tag für die Begattung der neuen Ameisenköniginnen. Mit anderen Worten: überall schwirrten fliegende Ameisen um mich herum und ließen sich überflüssigerweise auf mir nieder, so dass das Ausruhen auf der Wiese schon nach kurzer Zeit eher ungemütlich wurde.

kleiner See
kleiner See

Zu meinem Glück zogen Wolken auf und mit den Wolken auch Wind. Sofort ging es mir besser. Ich konnte den Weg nicht nur fortsetzen, sondern kam auch gut voran. Leider zog die Wolke weiter und ließ die Sonne wieder direkt auf mich scheinen. Sofort ging es mir wieder schlechter. Bergauf war so beschwerlich, wie zuvor. Als es dann eine 2. Wolke vor die Sonne schaffte, gelang es mir, mich dem Statzer-Haus bis auf den Schlussanstieg zu nähern.

Die nächsten beiden Bilder sind kurz vor dem Schlussanstieg aufgenommen – fast vom selben Standort, nur unterschiedlich belichtet.

Fußweg in Serpentinen
Fußweg in Serpentinen
Berchtesgadener Alpen
Blick auf Berchtesgadener Alpen
10 min später
Talblick 10 Minuten später

Ein entgegen kommender Wanderer riet mir, den etwas längeren, aber bequemeren Fahrweg zu nehmen. So erreichte ich das Ziel kurz vor 18 h, war also insgesamt 9,5 h unterwegs gewesen.

Die Hütte

Statzer-Haus
Statzer-Haus

Es war übrigens meine erste Hütten-Übernachtung überhaupt. Das Statzer-­Haus wirkt von außen ziemlich klein und ist auch sehr einfach.

Insgesamt blieben nur 9 Übernachtungsgäste. Statt Halbpension gab es à la carte. Danach saßen alle zusammen und erzählten von ihren Touren, gaben Tipps oder einfach nur etwas Lustiges von sich. Ganz so, wie man es sich vorstellt, wenn man in Reiseführern von gemütlichen Hüttenabenden liest. Mir schien es, dass Österreicher und Bayern den Dialekt der jeweils anderen sehr gut verstehen können. Als einziger Gast aus nördlicheren Gefilden war es mir dagegen nicht immer möglich, ihnen schnell genug zu folgen.

So, wie der Tag früh begann, endete er auch früher als für mich üblich. Alle hatten schon die Etappe des nächsten Tages im Hinterkopf. Ich war in einem Matratzenlager mit 9 Schlafplätzen, 5 davon belegt. Das Schnarchen war weniger ein Problem, eher wenn sich jemand gedreht hat, knarzten sofort alle Betten. Das ganze ist eine Holzkonstruktion. Alle haben sich rücksichtsvoll verhalten!

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