Hüttenbuchung
2023 hatte ich im Kärlingerhaus bei meiner Buchungsanfrage keinen Schlafplatz ergattert und mich daher entschlossen, die ersten beiden Etappen auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Gestartet mit der 3. Etappe traf ich dann unterwegs Claudia und Martin, die einfach spontan losgezogen waren und ebenso spontan im Kärlingerhaus Unterkunft erhalten hatten. So mutig war ich nicht gewesen, sonst hätte ich die Alpenüberquerung an einem Stück schaffen können. Seit 2024 ist das Kärlingerhaus online buchbar, und man kann vorab die freien Kapazitäten sehen.
Als ich mich erstmals mit der Route der Alpenüberquerung von Berchtesgaden nach Lienz auseinander setzte, dachte ich, dass es ein toller Anfang ist, mit einer Bootsfahrt zu beginnen. Das wollte ich auf jeden Fall nachholen.
Königssee
Der Weg von der Bushaltestelle bis zum Königssee ist sehr touristisch geprägt.
Hartgesottene dürfen im Königssee schwimmen. Private Boote, Surfen oder ähnliches ist nicht erlaubt. Soweit zum Wassersport.
Seit über 100 Jahren werden Touristen mit Elektrobooten über den See geschippert. Daneben gibt es noch ein paar Stinker (Verbrenner) als Arbeitsboote.
Das und mehr erfährt man auf der Bootsfahrt nach St. Bartholomä.

Wer beim Schiffsanleger ankommt, muss sich anstellen: erst um ein Ticket zu erwerben, dann um aufs Boot zu kommen. Der Blick beschränkt sich hier auf das Hafenbecken mit den Bootsschuppen, in denen die Boote auf ihren Einsatz warten, aber auch die Reparaturen stattfinden.
Man erkennt, dass die Wolken noch tief hingen.

Morgens sind die Boote beim Ablegen bis auf den letzten Platz besetzt. Das hatte zur Folge, dass ich die meisten Fotos von Bord durch die Fenster aufnahm. Leider bewirkte das so viele Spiegelungen, dass ich die Bilder nicht weiter verwerten möchte.
Die Boote im Blick voraus transportieren jeweils gut 50 Gäste.
Der Schiffsanleger befindet sich an der Rückseite der Kirche.
Auf zur Etappe



So um 9:30 Uhr ging die Wanderung bei St. Bartholomä los. Der Weg beginnt quasi auf Seehöhe (603 m) und verläuft erst einmal flach am Ufer entlang.

In Laufrichtung sieht man den hinteren Teil des Sees. Von dort startet im Wanderführer die erste Etappe als Variante 1.3. Am Kärlingerhaus berichteten die, die diese Variante gewählt hatten, dass es sehr anstrengend war, aber auch ein schönes Naturerlebnis bot, bei dem man wenigen anderen Menschen begegnet.
Salet spricht man übrigens so ähnlich aus wie Sahlett.
Am Eisgraben, beim ersten Kreuzen von Schmelzwasser-Zuflüssen zum Königssee gab es eine erste kleine Verwirrung, wo der Weg wohl weiter gehen möge. Der war aber schnell wiedergefunden. Gelegentlich kommen andere Wanderer entgegen, was natürlich auch der Orientierung hilft.
Der Anstieg
Nach etwa ½ Stunde begann der Anstieg mit den Serpentinen. Unten ist der Weg erst einmal mit Asphalt gesichert, dann kommt man wieder auf normalen Waldweg, geschottert, aber gut ausgebaut. Das Wetter war weiter bedeckt, was mir beim Laufen entgegen kommt.



Dann ergab sich ein Blick von oben auf den Königssee. Das ist ein typischer Fall falschen Fokussierens. Da ich ohne Brille laufe, ist es umständlich, das unterwegs zu kontrollieren. Ich hätte sonst bestimmt eine neue Aufnahme gemacht. Das Bild wollte ich trotzdem zeigen.
Nach 1 Stunde hatte ich knapp 3 km mit 283 m Höhenunterschied zurückgelegt. Puls 100 bpm. Es hatte sich nach mehr angefühlt.

Ein bisschen fühlte ich mich wie zuhause im Stadtwald. Aber das liegt nur daran, dass die Gewächse ähnlich sind. Die Steilheit und die Felsen sieht man auf den ersten Blick nicht.
Wo ich in ein Tal hinein wandere, fließt auch ein Bach bergab. Der hat den ein oder anderen Wasserfall. Also von den Geräuschen her ist es sehr schön hier.

Nach 1:20 h war ich an der Schrainbachalm und -hütte und querte den Steg über den Bach dort.

Nach genau 2 h hatte ich den Beginn der Saugasse erreicht, Höhe 1030 m. Ab da wird es anstrengend, daher legte ich erst einmal eine Pause ein und nahm etwas Proviant zu mir. Auch wurden die Stöcke ausgepackt.

Auch die Saugasse bietet ein Plätzchen für eine kurze Pause. Auf der Karte erkennt man die Stelle etwa bei ¾ dieser Passage.
Für die Saugasse habe ich eine gute Stunde gebraucht. Danach geht es nur noch leicht steigend weiter.

Die Überreste eines gefällten Baums neben dem Weg fand ich bemerkenswert.

Die Felsen wiesen interessante Faltungen oder Auswaschungen auf. Ich finde, dieser hier wirkt wie ein großer Tierkopf.
Kurz vor dem Ziel weitet sich das Tal.



Bei der Ankunft am Kärlingerhaus wird man mit einem Blick auf den Funtensee, den angeblich kältesten See Deutschlands, belohnt. Für den Weg habe ich 5:10 h inklusive Pausen gebraucht, d.h. 4:45 h reine Wanderzeit. Unten am Schiffsanleger hatte 5 h gestanden. Langsamer hätte ich nicht gehen müssen, gefühlt bin ich langsam gelaufen. Dennoch sind die Anstiege einfach anstrengend, das ist dann eindeutig keine Genusswanderung.
Zum Vergleich: im Wanderführer sind 4 h angegeben, die App Organic Maps hätte sich 5:15 h Zeit gelassen, die von Alpenvereinaktiv 4:37 h.
Kärlingerhaus
Insgesamt hinterlässt das Kärlinger-Haus bei mir keinen guten Eindruck. Der Waschraum riecht schlecht, genauer: eher ekelig! Bei den Herren gibt es nur eine Dusche. Das Warmwasser für 3 min gibt es gegen eine Marke für 6 €. Die 4 Plätze am Waschbecken haben lediglich Kaltwasser-Druckventile mit keinem bis geringem Nachlauf. Das fühlt sich nach Fünfzigerjahre des letzten Jahrhunderts an.
Gleichzeitig hat das Kärlingerhaus mit 140 Schlafplätzen fast doppelt so viele, als die nächstgrößere Hütte der Tour, das Glocknerhaus. Natürlich ist bei den anderen Hütten auch nicht alles top, aber sie kompensieren das mit jeweils eigenem Charme. Der fehlt mir hier.
Zum Abschluss gelang mir zumindest ein versöhnliches Foto, als ich von der Rückseite der Hütte nach einmal den Ankunftsweg aufnehmen wollte.
