Das Wetter
Zwei Stunden Regen, zwei Stunden Sonnenschein, der Rest bewölkt bis neblig diesig. So ähnlich lässt es sich aufsummieren.
Wieder war kurz nach 8h der Aufbruch, zunächst 25 Minuten bergauf zum Öfner Joch, der Stelle, an der am Vortag die letzten Fotos gemacht wurden. Dann hinein ins Fleonstal (Val Fleons), in dem schon Wolkenbänke aufgezogen waren. 10 Minuten später befand ich mich in dichtem Nebel, die Sicht betrug maximal 20m. Man muss vertrauen, dass der Weg der richtige ist. Das kontrollierte ich auch mit GPS.
40 Minuten später wurde die Sicht wieder etwas besser, dafür wurden die feinen Wassertröpfchen immer massiver, und es wurde Zeit, nicht nur Regenjacke, sondern auch Regenhose anzuziehen.
O Schreck, das Handy ist weg!
Dann bei der Unteren Fleonsalm habe ich nach der Kontrolle des Weges mein Handy verloren. Vermutlich ist es zwischen Wander- und Regenhose nicht richtig in die Hosentasche gerutscht. Gemerkt habe ich erst eine längere Wegstrecke später, als ich erneut meine Position bestätigen wollte. Ich befürchtete, dass es irgendwo unterwegs passiert war und dass die Chance es beim Zurückgehen zu sehen, einigermaßen gering sein werde. Zu meinem Glück haben die mir folgenden Wanderer aus Eisenhüttenstadt das Gerät direkt an der Unteren Fleonsalm gesehen und mitgenommen, sodass ich es bereits um 11:30h wieder an mich genommen hatte. Und obwohl es in der Nässe auf dem Boden gelegen hatte, funktionierte es noch einwandfrei!
Keine Fotos?

Ich habe noch eine Antwort auf meine Frage von der Trauneralm, warum auf Bildern aus den Alpen das Wetter eigentlich immer so schön ist: es macht einfach keinen Spaß Fotos zu machen, auf denen nichts zu sehen ist! So war es heute in den ersten 2,5h.
Gegen 10:30h lief ich in einem Waldstück an Baumstämmen entlang, an denen gelber Pilzbewuchs zu sehen war. An einem der Vorabende hatte ein Wanderer von einer merkwürdigen Pilzart erzählt, die gelb sei und als das größte einzellige Lebewesen gilt. Ich war mir nicht sicher ob ich über ein Exemplar davon gestolpert war. Im Nachhinein würde ich sagen, es war eine Gallertträne, beim Einzeller handelt es sich um einen Schleimpilz.
Schönwetterpassage

Dort, wo sich das Tal weitet, bevor es sich zum Aufstieg zur Sella Sissanis verengt, klarte auch der Himmel auf. Im Foto sieht man blauen Himmel und in Richtung Tal die letzte dunstige Schicht.

Entlang des Rio Sissanis hält man sich immer am linken Ufer. Nasse Füße drohen nur an den Stellen, an denen noch kleine Gebirgsbäche zufließen. Weil es ja auch an den vorangegangenen Tagen geregnet hat, sind diese Stellen recht matschig und man ist bestrebt, sie weiträumig zu umgehen.

Am gegenüber liegenden Ufer waren Schäfer mit einer Herde unterwegs. Wie üblich ging davon ein ziemliches Geblöke und Gebölke aus.

Von der Sella Sissanis hat man einen überwältigenden Blick über den Lago Pera und die dahinter liegenden Gebirgszüge. Dass auf diesem Foto mehrere Wanderer zu sehen sind, liegt zum einen daran, dass es bei dieser Etappe weder Wegvarianten noch Gipfel gibt, die man noch so mitnehmen könnte, zum anderen habe ich ab dem Hochweißsteinhaus auch andere Mitwanderer, deren Geschwindigkeit nicht so weit auseinander liegt, wie bei den ersten Etappen.
Der Weg verläuft am linken Ufer des Lago Pera und dann rechts um die Felsnase.

Von diesem Standort ändert sich die Perspektive etwas: der kleine Höhenzug Spina Pesce liegt vor den Biegenköpfen (Landes- und Sprachgrenze) und links im Bild sieht man schon das Schotterkar, das vom Karnischen Höhenweg gekreuzt wird.

Kurz vor dem Schotterkar hat man noch einen Blick in die Tiefe auf den Lago Bordaglia. Ich habe eine Zeitlang dem Zusammenklang der verschiedenen Kuhglocken gelauscht.
Die letzten 6 der 14 km
Das Schotterkar wird auf einem gerade verlaufenden und in einer Höhe bleibenden Pfad gequert. Er erfordert ein gewisses Maß an Konzentration, weil der Untergrund nicht so fest ist. Wegen des Gefälles sollte man nicht ins Rutschen kommen! Es gibt aber nur wenige Stellen, an denen der Pfad wiederum überschüttet ist, sodass man zunächst die Stabilität prüfen muss. Der Wanderführer schreibt dazu: "wir queren es auf gutem Steg".
Man sah die Wolken schon im Foto der Biegenköpfe wieder aufziehen und irgendwann mussten die schon wieder getrockneten und zusammengepackten Regensachen wieder herausgeholt werden.

In den Serpentinen hinter dem Giramondopass entdeckte ich eine Zwerg-Glockenblume an einer windgeschützten Stelle. Unterwegs hatte es schon viele davon gegeben, aber es war schwierig gewesen, eine Art Macro-Aufnahme zu machen, da die Blüten sich schnell mit dem Wind bewegen. Die Wassertropfen gehören dazu.
Vom Giramondopass geht es hinab zur Oberen Wolayer Alpe. Der Weg bleibt dort relativ konstant auf knapp 1700 Höhenmetern, unterhalb davon entspringt der Wolayer Bach. In diesem Bereich waren Murmeltiere unterwegs, die sich schon richtig Winterspeck angefuttert hatten. Leider gibt es davon kein brauchbares Foto.
Der Aufstieg zur Wolayerseehütte verläuft in weiten Teilen über den Fahrweg, mit dem die Hütte versorgt wird. Dazwischen gibt es immer Abkürzungen als angelegten Fußweg mit Schotterbelag. Dadurch ist es hier wesentlich einfacher als beim Aufstieg zum Hochweißsteinhaus.
Nach der letzten scharfen Linkskurve bietet sich ein eher uriger, schmaler Pfad zum Weitergehen an. Ich habe mich für ihn entschieden, zweifelte dann aber, ob es sich wirklich gelohnt hatte, weil ich zum Teil nur langsam voran kam. Die Frage stellt sich dann, ob der Pfad einfach nur urig ist, oder ob man wirklich Zeit spart. Die Eisenhüttenstädter berichteten, dass sie diese Abkürzungen nicht genommen hatten und auf dem breiten Fahrweg schnell vorangekommen sind.
An der Wolayerseehütte

Die Wolayerseehütte hat einen Gastraum mit einem riesigen Panoramafenster. So im Trockenen kann man das Naturschauspiel schon viel besser ertragen. Viele kleine Sturzbäche kommen die Seewarte hinunter.
Nur kurze Zeit später hörte der Regen auf und es ergaben sich interessante Licht- und Schattenkombinationen.


Das Personal der Wolayerseehütte war sehr kommunikationsfreudig und den Gästen sehr zugewandt. Man sollte sich scheinbar wohlfühlen!
