Der Tag zwischen den beiden Übernachtungen im Glocknerhaus war eigentlich als Ruhetag geplant. Aber dann ist eine Rundwanderung mit einer Strecke von 10 km in 5:45 h und 610 Höhenmeter auf und ab daraus geworden.
Hinauf zu den Parkplätzen

Vom Glocknerhaus aus muss man ein kleines Stück entlang der Straße zum Parkplatz eines Nachbargebäudes laufen. Den quert man und kommt anschließend über die lokale Zufahrtsstraße leicht bergab zum Pasterzenhaus. Von dort führt der Weg über Wiesenpfade hinauf zu den großen Parkplätzen, die Ziel zahlreicher Touristen mit Autos, Motor-, aber auch Fahrrädern sind, die über die (mautpflichtige) Großglockner-Hochalpenstraße hinauf fahren. Diese gute verkehrstechnische Anbindung hat für Wanderer einen kleinen Nachteil: das Glocknerhaus wird gerne als Einstieg oder Finale mehrtägiger Hüttentouren genutzt. Dem entsprechend ist es teilweise schon zeitig ausgebucht. Es bestehen aber noch Ausweichmöglichkeiten:
- ein Stück bergab das Karl-Volkert-Haus
- das kleine Haus zwischen Pasterzenhaus und Glocknerhaus, wo es auch gebucht werden kann. Zur Verpflegung geht man ins Glocknerhaus. Es gibt dort Zimmer mit eigener Dusche!



Wer sich jetzt über die unterschiedliche Bezeichnung für das Gewässer wundert: beide findet man in österreichischen behördlichen Veröffentlichungen.
Vom Parkplatz aus kann man den Verlauf des späteren Rückwegs gut erkennen, der vom Sandersee hinter den Elisabethfelsen führt und dann zum Margeritzensee hinabgeht. Von der anderen Seite des Parkplatze aus hat man die Aussicht auf Österreichs höchsten Berg und berühmtesten Gletscher.
Gletscherwelt

Den Gletschern so nah zu sein fühlt sich sehr beeindruckend an! Die Pasterze beginnt im Bild rechts oben, fließt hinunter ins Tal, und man sieht vorne noch die Abbruchkante, an der das Ende des Gletschers in den Pasterzensee übergeht.

Kleinglockner und Großglockner bilden von unten gesehen eine Doppelspitze. Letzterer ist Österreichs höchster Berg. Ein Stück links davon ist die Erzherzog-Johann-Hütte zu erkennen. Weiter Bilder zeigen das Panorama und Details. An der Abbruchkante sind wirklich Menschen. Man beachte die Größenverhältnisse!





Das gegenüberliegende Ufer des Pasterzensees befindet sich an der Nordseite der Berge. Das Eis schmilzt hier langsamer. Dadurch kommt es zu der seitlichen Abbruchkante. Der größte Teil des Eises ist mit Schotter bedeckt, der aus Steinschlägen stammt.

Überall sieht man Schmelzwasser aus Gletschern und Altschnee fließen. Zum Teil verschwindet es im Schotter und sucht sich unterirdisch seinen Weg.
Gamsgrubenweg

Bei einem der Eingänge des Gebäudes am Ende vom Parkplatz beginnt der Tunnel des Gamsgrubenwegs. Er hat mehrere Abschnitte, nach denen man jeweils wieder ans Tageslicht kommt und leicht veränderte Perspektiven auf die Gletscher und den Pasterzensee bekommt. Die Abschnitte werden durch Installationen zur Information der Besucher aufgelockert.
Am Ende des letzten Tunnels ist der Weg seit dem 29. Juli 2020 wegen Steinschlaggefahr abgesperrt. Laut Beschilderung dürfen nur erfahrene Alpinisten mit Helm und Ausrüstung weitergehen. Obwohl der Weg von dieser Stelle aussieht wie ein schöner Spazierweg. Mir kam genau als ich an der Sperre stand eine Vierergruppe entgegen, behelmt, einer hatte ein Seil über den Schulter und einen Pickel außen am Rucksack. Vielleicht kommt da wirklich irgendwann einmal etwas von oben herunter. Eigentlich sehr schade!

Mir blieb also nichts übrig, als umzukehren. Als ich auf dem Hinweg am Eingang der Gletscherbahn vorbei kam, hatte ich mich noch gefragt, ob sie unterirdisch zu einem Gletscher hochfährt. Dann sah ich auf dem Rückweg aus einem der Balkone des Gamsgrubenwegs, dass die Gletscherbahn den Berg hinab fährt!

Beim Rückblick vom Parkplatz habe ich den Eindruck, dass doch so einige Leute gewagt haben, den Gamsgrubenweg weiter zu gehen. Das Gebäuse oben auf dem Berg müsste die Oberwalderhütte sein.

Vor dem Besucherzentrum sieht man, dass manche das Fahrrad hier tatsächlich mit eigener Kraft hochfahren. Hinter der verglasten Fassade befindet sich übrigens größtenteils das kostenlose Parkhaus! Kostenlos? Psychologie: ist schon in der Maut drin!
Entlang der Seen

Nachdem ich etwas enttäuscht auf dem Parkplatz zurück und auch gefühlt noch nicht lange genug unterwegs war, beschloss ich auf dem Weg parallel zur Gletscherbahn zum Pasterzensee hinab zu steigen. Das erwies sich als sehr gute Entscheidung und war sehr lehrreich für mich.
Entlang dieses mit Holzbohlen befestigten Abstiegs und der ihm folgenden Wege wurde man mehrmals darauf hingewiesen, dass man sich auf dem Alpe-Adria-Trail, also dem Weg der Alpen-Überquerung von München nach Venedig befindet. Gut, dieser hat eine längere Tradition als Berchtesgaden – Lienz.

Der Abstieg endet an der Talstation der Gletscherbahn. Diese wurde 1963 in Betrieb genommen. Das Abschmelzen der Gletscher begann schon in den 1850er Jahren. Nur wenige Meter unterhalb der Talstation weist ein Schild auf das Level des Gletschers 1980 hin. Es folgen weitere Schilder im fünfjährigen Rhythmus. Es ist eigentlich kaum vorstellbar, dass sich der Gletscher vor ca. 40 Jahren noch an der Stelle der Kameraposition befand! In dem oben verlinkten Artikel steht auch, dass jährlich 10 m Dicke verloren gehen!


Die abgebrochenen Gletscherstücke bilden Eisinseln. Aus der Entfernung kann man sie wegen der Schotters zunächst auch für steinern halten. Aber als sich eine davon langsam bewegte, war es eindeutig. Am Übergang vom Pasterzensee (rechts) zum Sandersee (links) schwamm ein Eisrest in ca. 6 m Entfernung von mir vorbei. Der wird nur noch wenige Stunden gehabt haben!



Zum Sandersee geht es nicht einfach am Ufer entlang, sondern man muss einen felsigen Weg nehmen. Dieser ist aber gut markiert.
Vor ca. 40 Jahren ist ein Teil dessen Ufers trocken gefallen. Die ersten Pflanzen haben sich schon breit gemacht.


Für den weiteren Weg muss man den Abfluss des Sandersees überqueren. Der Verlauf des weiteren Wegs ist auf dem Bild zu Beginn der Seite besser zu erkennen.


Den ganzen Weg entlang der Seen vernimmt man ein großartiges Rauschen, das von den Wasserfällen des Schmelzwasser verursacht wird. Diese sind leider sehr schwierig im Bild festzuhalten. Bei der letzten Aufnahme gelingt es noch am besten.


Vom weiteren Weg hinunter zum Margaritzen-Stausee und über die Staumauern zurück zum Glocknerhaus gibt es leider keine Fotos mehr. Interessant fand ich eine Tafel, die darüber informiert, dass das gestaute Schmelzwasser nicht ins Tal abgelassen, sondern auf die Nordseite des Alpenkamms gepumpt wird, wo es dem österreichischen Konzept der Stromerzeugung und Trinkwassernutzung dient. Vor diesem Hintergrund ging mir durch den Kopf, warum Österreich oder die Schweiz sich in den vergangenen Jahrzehnten nicht bereits lautstärker auf internationalen Konferenzen zur Eindämmung des Klimawandels bemerkbar gemacht haben. Denn wenn die Gletscher weg sind, gibt es auch kein Schmelzwasser mehr.
Was ich vergaß zu erwähnen: es war ein schöner sonniger Tag als ich loslief. Um mich zu entlasten hatte ich alles, was ich dachte nicht zu benötigen, in der Hütte gelassen. So auch die Regenklamotten. Spätestens beim Verlassen des Sandersees verdunktelte sich der Himmel von Westen, und ich bereute meinen morgentlichen Optimismus. Aber Glück gehabt: erst wenige Sekunden (!) nachdem ich das Glocknerhaus betreten hatte, erreichte der Regen die Hütte. Puh!