Über Nacht hatte es aufgeklart und die frühe Sonne ließ die Umgebung in einem fantastischen Licht erscheinen. Noch vor dem Frühstück bin ich hinaus gegangen, um ein paar Aufnahmen zu machen.




Beim Durchsehen der Bilder habe ich mich gefragt, woher der lange schmale Schatten stammt. Dann fiel mir auf: das schmale Schattenband entsteht dadurch, dass die Sonne flacher steht als der Aufnahmewinkel der Kamera.
Zum Peischlachtörl
Für den ersten Streckenteil gibt es 3 Varianten:
- westlich um den Kastenegg, den Berg an dem die Glorer Hütte liegt, herum
- über den Kastenegg
- ein Stück talwärts und dann entlang des Eselsteigs
Bei der Varianten 1 und 3 geht es im Wesentlichen nur bergab. Die meisten wählen Variante 1. Am Vorabend in der Hütte hatte mir ein Wanderer gesagt, dass Variante 2 die schönste Strecke sei. Darauf habe ich mich verlassen und die zusätzlichen Höhenmeter in Kauf genommen. Gleich zu Beginn habe ich in ein paar Bildern die faszinierende Aussicht, die man von der Glorer Hütte hat, festgehalten.




Nach einer Stunde hatte ich einen schönen Blick von oben auf die Glorer Hütte. Kurz danach kam eine Wegemarkierung, an der schon der höchste Punkt dieses ersten Abschnitts hätte sein können. Aber obwohl ich eigentlich nicht aufs Gipfelbesteigen aus war, musste ich den scheinbar mitnehmen.




Der Nachteil von dem Anstieg war tatsächlich, dass er anstrengen war! Aber die schöne Aussicht hat sich gelohnt! Die letzten Meter vor dem Gipfel vom Kastenegg sind nicht ohne. Ich glaube, das nennt man dann Blockwerk. Auf jeden Fall ist der Weg nicht so gut gekennzeichnet und zum Teil musste ich tatsächlich auf allen Vieren kriechen. Aber immerhin geschafft! Seltsamerweise habe ich oben kein Foto gemacht. Es befindet sich dort ein Messpunkt, mit dem eine Veränderung des Berges (per Satellit?) diagnostiziert werden kann.

Der weitere Weg geht durch weitgehend offenes Gelände. In den Talsohlen sammelt sich natürlich das Wasser, aber mit guten Schuhen ist das ja kein Problem.
Wasser und Berge, im richtigen Licht eine super Kombination!


Am Peischlachtörl kamen viele Wanderer von rechts, also der Westroute. Viele waren Tagesausflügler, es war ein Samstag.
Zum Gernot-Röhr-Biwak
Etwa 150 m hinter dem Peischlachtörl verzweigt sich der Weg. Allen, die den Gipfel Böses Weibl besteigen wollen, empfehle ich hier abweichend vom Wanderführer den rechten Weg zu nehmen, statt erst zum Gernot-Röhr-Biwak zu laufen. So machten es alle, die dort hinauf wollten!
Ich weiß nicht, warum ich manchmal nicht geistesgegenwärtig genug bin, die Kamera zu zücken. Man fühlte sich durch die Karawane der Böses Weibl - Besteiger an Bilder aus dem Himalaya erinnert.
Ich hatte ja meinen Gipfel schon mitgenommen und hielt mich also links. Nach einiger Zeit war ich von der Landschaft so überwältigt, dass ich diese Panorama-Aufnahme machte:

Wer genau hinsieht, kann im Panorama auch einzelne Menschen entdecken. Insgesamt hatte ich auf dieser Strecke lange Zeit den Eindruck, das ganze Tal für mich alleine zu haben. Man hörte auch keine Geräusche, die nicht aus der unmittelbaren Natur stammten. Als mir dann eine Wandergruppe entgegen kam, fühlte ich mich durch deren Stimmen gestört, obwohl klar ist, dass man sich abstimmen muss, wenn man gemeinsam läuft.
Die nächsten Bilder sprechen für sich: Böses Weibl ist der rechte Gipfel und ich befinde mich schon in einer Höhe, in der es noch Altschnee gibt. Der Weg beginnt schwerer erkennbar zu werden.



Waren da einmal Gletscher? Ich vermute es, denn oberhalb liegen Schwertkopf und Schwerteck und dort gibt es noch einen Gletscher. Die zurück gebliebenen Taleinschnitte erinnern mich an tierische Augenhöhlen.


Warum der See diese Farbe hat, ist mir unbekannt. Ein kleines bisschen Altschnee war noch vorhanden. Der Weg ist zwar markiert, aber trotzdem nicht immer klar. Man erkennt alte, ausgeblichene Markierungen und neue, kräftige. Man landet trotzdem häufig in Sackgassen und muss sich neu orientieren.

So verschlug es mich auch an die Stelle, an der das oberste Bild entstand. Etwa 20 min später hat dieses hier ungefähr die selbe Perspektive vom höchsten Punkt der gesamten Tour. Statt 2:35 h laut Wanderführer habe ich bis hierhin 5 h benötigt.

Das Steinefeld im letzten Teil war ziemlich unübersichtlich! Und wenn man eine Markierung gefunden hatte, war der Weg dorthin nicht immer klar. Andererseits muss man an entscheidenden Stellen den richtigen Weg nehmen, um weiter zu kommen. Ich wollte dieses Suchbild nicht unveröffentlicht lassen.
Bevor es weiterging, hieß es: erst einmal eine kleine Rast einlegen!
Zur Elberfelder Hütte
Auf der anderen Seite vom Kesselkeessattel öffnet sich eine ganz neue Landschaft: tiefe Einschnitte und massive Felsen, die Schobergruppe.


Eine Viertelstunde bergab bringt neue Perspektiven. Mir gelingt es leider nicht, die Namen der Gipfel zu identifizieren.


Eine halbe Stunde unterhalb des Sattels war der zum Teil steile und schotterige Abstieg geschafft. Bei gutem Wetter war es gut machbar, aber bei schlechtem Wetter, wer weiß?



Durch den Talgrund kreuzt der Weg eine Stelle, an der sich noch Schneereste befinden. Ob der wegschmilzt, bevor der nächste Winter einsetzt?



Als die Elberfelder Hütte das erste Mal ins Blickfeld kam, ging es immer noch ganz schön bergab. Etwas später ließ sich mit einem Blick nach links das Tal mit dem Weg nach Heiligenblut erfassen. Die Wege, die man in der Mitte des Bildes sieht, sind Fußpfade! Es gibt keine Straße oder Piste für Fahrzeuge. Alles, was auf die Hütte muss, wird per Hubschrauber eingeflogen!


Je tiefer man kommt, umso mehr kann man sich an den Rinnsalen erfreuen.



Kurz vor dem Talgrund kann man in das rechte Quertal blicken. Von dort kommt der Gößnitzbach, der hier einen kleinen Wasserfall bildet. Das Rohr daneben transportiert das Trinkwasser, das oberhalb für die Elberfelder Hütte gewonnen wird.
Einige Gäste haben unter dem Wasserfall auch „geduscht“. In der Hütte war das aber auch kein Problem, im Gegenteil: es gab einen Defekt an den Zählern, daher konnte man solange kostenlos und auch warm duschen wie man wollte. Das ist ja auf den Hütten normalweise sehr eingeschränkt möglich.

Über diesen Steg musste ich noch übersetzen, dann war mein Etappenziel erreicht.
Ich wurde im Roter Knopf -Zimmer untergebracht. Zu erkennen an einem riesigen roten Knopf an der Tür. Erinnert dich das an etwas?
Da die Elberfelder Hütte nicht wie andere Hütten über Wege oder eine Seilbahn versorgt werden kann, muss man etwas höhere Preise in Kauf nehmen. Und es gab nur löslichen Kaffee. Dafür hat ein nepalesischer Koch ein extrem leckeres und vielseitiges Abendessen gezaubert!
Für die Statistik: die Länge des Weges betrug 8,8 km, dabei ging es 715 m bergauf und 1030 m bergab. Die App hätte 4:08 h benötigt, der Wanderführer ohne auf die Spitze des Kasteneggs zu klettern 4:15 h. Ich habe mir 7:45 h Zeit gelassen. Bei der Planung der Tour war mir von vorne herein klar, dass ich den Abschnitt zur Lienzer Hütte abweichend vom Wanderführer auf den Folgetag legen musste.