Bei dieser Etappe betritt man den Nationalpark Hohe Tauern, den man erst bei der letzten Etappe wieder verlässt.
Ein wenig gespannt war ich schon, wie ich den zweitgrößten Anstieg der Tour bewältigen würde. Nach den letzten beiden eher anspruchslosen Tagen verblieb eine Ungewissheit über meine tatsächliche Leistungsfähigkeit. Ich sagte mir, dass ich im Zweifel einfach langsam genug gehen müsse.
Aufstieg

Das Gewitter des Vortags hatte auch Abkühlung gebracht. Die Vorhersage versprach für die nächsten Tage Temperaturen um 21° C und nachmittags Regenschauer. Dies animierte scheinbar einige, zu unchristlicher Zeiten aufzubrechen. Die Hüttenwirtin hatte angeboten, ab 6 Uhr Frühstück bereit zu halten.
Um 5:30 h war die erste Gruppe aufgestanden, in meinem Zimmer ließen sich 3 Frauen um 5:45 h wecken. Ich bin kurz nach 6 h aufgestanden, habe um 6:30 h gefrühstückt und bin gegen 7 h los gekommen. Ich war wieder beeindruckt von der Natur, die man auch nicht besser hätte arrangieren können.


Nach 1 h hatte ich ca. 250 Höhenmeter geschafft. Unten im Tal sah man die letzten Wolken von gestern bei Ferleiten. Komischerweise kann man zurück blickend die ganze Zeit den Weg sehen, den man seit der Trauneralm gegangen ist. Trotzdem habe ich von den Wanderern, die vor mir starteten, niemanden gesehen. Aber so schnell können die gar nicht gewesen sein.

Nach 2 h war ich genau auf 2000 m Höhe angekommen, hatte also knapp 500 m Höhe gewonnen. Zum ersten Mal sah ich andere Wanderer von unten zu mir herauf kommen. Jüngere Leute ohne Stöcke. Sie holten mich genau am Beginn der Kernzone der Hohen Tauern ein.
Nach 3 h war ich am Spähbrünnl (2295 m), also ca. 250 m pro Stunde im Schnitt. Damit war ich zufrieden. Die Wege der Etappe sind gut, manchmal muss man durch Fließe gehen, deshalb braucht man Schuhe, die dann auch fest und dicht sind. Die ganze Zeit waren Wolken am Himmel, so dass ich ohne Kappe gehen konnte. Es herrschen also gute Bedingungen für mich.

Kurz danach konnte ich das Altschneefeld unterhalb der unteren Pfandlscharte und sein Schmelzwasser in einer Aufnahme bannen. Erkennst du das Gipfelkreuz?

Ein Foto wie dieses habe ich viel zu selten gemacht. Natürlich hatte es mir der ungehinderte Weitblick angetan. Aber für viele kleine Motive am Rande wäre mehr Zeit, mehr Aufmerksamkeit darauf und die entsprechende Kamera nützlich gewesen.


In dem flachen Steinefeld ließ ich die Stöcke weg. Dadurch lief sich einfacher. Aber verrückt: um die Wasserläufe trockenen Fußes zu überqueren, kam es zu einer kleinen Desorientierung im Steinefeld. Durch die Unebenheiten des Geländes sieht man die Markierungen des Wanderwegs teils sehr gut, teils gar nicht. Gut, dass ich eine Karte dabei hatte: digital mit Organic Maps.

Am Schneefeld angekommen bildeten die Spuren der voraus gehenden eine Art Treppe oder Leiter. Die gesamte Wanderung hatte ich ja so geplant, dass ich nirgendwo spezielle Ausrüstung benötigte. Teilweise werden für diese Passage Grödel empfohlen. Zum Wandern fand ich nicht, dass sie mir fehlten, aber möglicherweise hätte ich mich beim fotografieren aus dem Schneefeld heraus sicherer gefühlt.

Dadurch, dass der Schnee am Rand auch von unten wegtaut, musste ich mich beim Einstieg in diese Passage etwas konzentrieren. In den vorhandenen Fußstapfen kam ich dann jedenfalls gut voran. Da, wo mir die Stufe zu weit nach hinten geneigt erschien, ließ sie sich mit einem Tritt begradigen. Bergauf empfand ich das als recht sicheres Fortkommen.
Nur wenige Wanderer gehen die Strecke in umgekehrte Richtung. Denen würde ich eher raten den Weg neben dem Schneefeld zu nehmen.
Für einen sichereren Stand beim Fotografieren wechselte ich als es flacher wurde auf die Steine am rechten Rand. Der Weg ist leider nicht viel sicherer. Der Boden ist weich, dadurch rutschen die Steine unter den Füßen weg. Aber irgendwie findet man seinen Weg. (Trotzdem Empfehlung für bergab!)



Nach 4:45 h Aufstieg habe ich es geschafft! Ich stehe am Kreuz der unteren Pfandlscharte, dem höchsten Etappenpunkt, der auch die Grenze zwischen nördlichen und südlichen Alpen bildet. Ich hatte mich auf eine Rast mit schönem Picknick gefreut, aber an der Scharte war es sehr ungemütlich. Es wehte ein sehr kalter Wind.

Auf den Fotos erkennt man deutlich: vom Norden her komme ich mit einem kurzärmeligen Shirt. Auf der Südseite war es erheblich kälter, ich musste mich erst einmal warm anziehen. 2 Lagen Stoff mit langen Ärmeln kamen über das Shirt, das ich bereits trug und auf den Kopf eine Mütze! Wahnsinn!
Abstieg

Am Pfandlsee vorbei geht es durch eine Mulde mit nochmals 80 m Anstieg zu einem weiteren kleinen See, und danach endlich nur noch bergab.
Am oberen rechten Bildrand handelt es sich wirklich um einen Gletscher und kein Schneefeld. Es müsste derjenige zwischen Fuscherkarkopf und dem Freiwandkasten sein.
Beim Abstieg fallen mir besondere Steine aus unterschiedlichem Material auf. Die einen eher sandsteinfarben, die anderen Richtung grün. Dazwischen Enzian? Rechts der kleine andersfarbige Teil ist mit dem unteren verbunden! Bestimmt wollte da jemand Touristen foppen und hat Steinkleber benutzt. 😉



Der Rest des Weges ist eher unspektakulär, gemessen am bisher erlebten. Wenn der Margaritzenstausee ins Blickfeld kommt, sieht man erste Häuser, aber das Glocknerhaus taucht erst relativ spät hinter einer Kuppe auf.
Insgesamt benötigte ich für die 8,4 km Strecke mit 1232 m bergauf und 612 m bergab 7:10 h. Bei der Ankunft zogen schon Wolken auf, die Niederschläge ankündigten. Ich konnte aber noch eine Stärkung auf der Terrasse zu mir nehmen, bevor ich eincheckte. Während ich unter der Dusche stand, hörte und sah ich es auch draußen tropfen. Das nennt man Timing 🙂
Am Glocknerhaus hatte ich einen Ruhetag eingeplant, daher waren dort 2 Nächte gebucht. Im Vergleich mit den bisherigen Hütten ist das Haus riesig. Ich war in einem Matratzenlager mit 18 Plätzen untergebracht. Dieses ist jeweils in kleinere Abschnitte mit je 3 Plätzen aufgeteil. Das Glocknerhaus hat 72 Schlafstellen, von denen ich bei der Buchungsanfrage die letzte erwischt hatte. Ausgebucht war es aber nur in der 2. Nacht, in der ersten hatte ich innerhalb des Lagers ein Abteil für mich. Zumindest dieses Lager hat auch abgetrennt einen WC-Raum mit WC und Handwaschbecken. Die Duschen befinden sich auf einer anderen Etage, man benötigt Duschmarken. Das Essen war gut und wurde an einem Buffet serviert. So gab es für jeden die passende Menge.